01.02. - 31.12.2019, www.dafilms.cz
Ruth Beckermann, österreichische Regisseurin mit jüdischen Wurzeln, produziert seit mehr als vierzig Jahren Filmessays und Dokumente. Dank zahlreicher Festivalteilnahmen sind ihre Filme dem internationalem Publikum gut bekannt. In Beckermanns Werken schwingen die Themen Erinnerung, persönliche und kollektive Identität mit; oft erscheint auch das Motiv der Reise. Die Regisseurin verwendet verschiedene formale Ausdrucksmittel, von persönlichen Essays über Found-Footage-Filme bis zur hybriden Dokufiktion, mit Hilfe derer sie die jüdische Geschichte und Kultur, den Antisemitismus, den Nazismus, aber auch die gegenwärtige Migrationsproblematik erforscht.
Ruth Beckermann wurde 1952 in Wien geboren, ihre Eltern haben den Holocaust überlebt. Ihre Filmkarriere begann im Jahr 1977, als sie als Mitglied eines Videokollektivs den aktivistischen Film „Vienna: Arena besetzt“ (Arena Squatted) drehte. In Paper Bridge (1987) begibt sich die Regisseurin auf einer Reise durch das Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarns auf die Spuren ihrer jüdischen Familiengeschichte und erkundet so auf einer allgemeineren Ebene auch Mitteleuropa und dessen Identität. Der Film East of War (1996) entstand als Teil einer Ausstellung über die Wehrmacht. Sein zentrales Thema ist jedoch nicht der Zweite Weltkrieg, sondern die Erinnerungen und das Vergessen der Soldaten Nazi-Deutschlands. In Homemad(e) (2001) widmet sich Beckermann ihrem eigenen Zuhause, der Marc-Aurel-Straße in Wien. Sie zeigt den Bezirk, der vor dem Krieg ein Zentrum der Textilindustrie war, und in dem nun der letzte jüdische Textilverkäufer lebt. American Passages (2011) folgt der Regisseurin auf ihrer Reise quer durch Amerika zur Zeit der Regierung Obamas. Einerseits sehen wir die Begeisterung über die unbegrenzten Möglichkeiten, andererseits öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter – Kontraste, die schließlich in der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten münden. Mit Those Who Go Those Who Stay(2013) kehrt Beckermann nach Europa zurück, um sowohl migrationsfeindliche Bewegungen auf der einen als auch die Geschichten Asylsuchender in Europa auf der anderen Seite zu erkunden. Die Geträumten (2016) ist Beckermanns erster Film an der Grenze von Dokumentation und Fiktion, über die Dichter Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die sich nach dem Krieg in Wien ineinander verliebten und eine intensive Korrespondenz führten.
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