Marlen Haushofer: Die Wand

Eine Online-Serie des Brünner HaDivadlo

02.04. - 06.06.2021, online - zed.hadivadlo.cz

(c) www.hadivadlo.cz

Nur Tschechisch

Von der Wand aus dem Narrativ von Marlen Haushofer zur Wand in der heutigen Welt!

Marlen Haushofers Kult-Roman Die Wand von 1963, der bis 2019 auf seine tschechische Übersetzung warten musste, handelt von einer Frau aus der Stadt, die ein Wochenende in der Jagdhütte von ihrer Cousine und deren Ehemann im Alpenvorland verbringt. Am ersten Morgen entdeckt die Frau, deren Namen wir nicht kennen, dass sie – zusammen mit dem Jagdhund Lynx, einer Kuh und einer Katze – durch ein unsichtbares Hindernis mitten im Wald von der Außenwelt getrennt wurde, das sie für sich „die Wand“ nennt. Der Roman versucht nicht, Antworten darauf zu finden, woher die Wand kommt oder wie sich die Frau aus dem begrenzten Raum befreien kann. Vielmehr ist er eine Aufzeichnung darüber, wie die Frau sich an diese radikale Lebensveränderung anpasst – und auch eine Reflexion über das Verhältnis des modernen Menschen zu seiner nichtmenschlichen Umwelt. Der Roman kann auch als Suche nach neuen Perspektiven für das eigene Selbst und als Inventarisierung der wirklichen Bedürfnisse verstanden werden. Es ist kein Zufall, dass Marlen Haushofers Roman auch als „alpine Robinsonade“ bezeichnet wird.

Ursprünglich begann das Theater HaDivadlo Ende Januar 2021 mit den Proben an dieser Inszenierung, in der Hoffnung auf eine Live-Bühnenpremiere im März. Im Laufe der Arbeit tauchte jedoch eine Wand aus strengeren Maßnahmen auf, die unser Leben um viele Möglichkeiten reduzierte, an die wir uns – ähnlich wie die Romanheldin – in der auch sonst schon recht begrenzten Pandemie-Welt gewöhnt hatten. Das Theater beschloss daher, auf diese Situation zu reagieren, indem es diese Inszenierung, zu der die Proben noch nicht abgeschlossen waren, vorerst in den digitalen Raum des Internets überträgt, in dem wir uns neuerdings alle wie unter einer Glasglocke befinden. Es wird also mit den Mitteln gearbeitet, die unmittelbar zur Verfügung stehen.

Der Roman, der die Struktur von Tagebucheinträgen hat, verwandelt sich in diesem einzigartigen Projekt in eine temporäre Website, auf der Sie durch multimediale Beiträge, die über einen Zeitraum von zwei Monaten veröffentlicht werden, fast den gesamten Weg aus Marlen Haushofers Wand zurücklegen können. Diese andere zeitliche Dimension ermöglicht es, dieses Werk anders zu erleben, als wir es normalerweise im Theater gewohnt sind. Sie bietet eine außergewöhnliche Gelegenheit dazu, die Welt der Erzählung mit der gegenwärtig erlebten Realität zu verbinden. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen unserer Realität und dem Roman und wir haben die einzigartige Möglichkeit, diesen „alpinen Robinson“ auf ähnliche Weise in das eigene Leben zu integrieren, wie wenn man einen Roman über ein oder zwei Monate liest und daneben sein Leben lebt.

Dieses Experiment zielt nicht darauf ab, den Roman als Ganzes zu vermitteln, es möchte auch keine einzige „wahre“ Interpretation des Romans bieten. Das HaDivadlo versteht es eher als kollektiven Versuch, Fragmente aus „Die Wand“ innerhalb unserer begrenzten Realität zu evozieren, sodass eben dem kreativen Kollektiv auch die Besucher selbst mit ihrem Alltagsleben das Stück miterschaffen.

2. April – 6. Juni 2021
Online-Serie: zed.hadivadlo.cz

Die komplette Online-Serie ist gratis zugänglich.
Ein freiwilliger Beitrag für das HaDivadlo ist jedoch mehr als willkommen, derzeit kann man das Theater vor allem durch den Kauf von Gutscheinen unterstützen: hadivadlo.cz/podpora

Autorin: Marlen Haushofer
Konzept: Kamila Polívková, Ivan Buraj, Antonín Šilar, Aid Kid
Sound Design: Aid Kid
Kamera: David Matuška & kol.
Video-Postproduktion: Dominik Žižka
Grafikdesign: Nela Klímová
Regieassistenz: Jan Doležel und Jana Uhýrková
Citovaný překlad: Kateřina Lepic

Besetzung
Tereza Hofová (als Gast)
Marie Ludvíková
Táňa Malíková
Magdalena Straková
Jiří Svoboda
Kamila Valůšková
Jiří Miroslav Valůšek

zed.hadivadlo.cz
O inscenaci Zeď
HaDivadlo

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